Abfallwirtschaft

Saudi-Arabien

Abfallmanagement wird in Saudi-Arabien nur punktuell betrieben. Städtische/kommunale als auch industrielle Abfälle werden nur in sehr begrenztem Maße getrennt und aufbereitet. Ein fortgeschrittenes Verständnis ob der Notwendigkeit sowie der Potenziale eines modernen Abfallmanagements bestand in der Vergangenheit nicht.  Entsprechend wurden Abfälle häufig in der Wüste verbracht bzw. in offenen Stätten gelagert. Kleine Städte oder ländliche Regionen verfügen bestenfalls über nicht geordnete Deponien (Abkippstationen). Recycling/Mülltrennung wird, wenn überhaupt, nur in wenigen Fällen von privaten Akteuren, und dann meist unsystematisch, organisiert.

Die erzeugten Abfälle in Saudi-Arabien liegen bei ca. 130 Mio. Tonnen/Jahr, davon wird weniger als 1 Prozent recycelt, der Rest landet meist auf der Deponie. Der Deponiebedarf ist mit ca. 28 Mio. m³ pro Jahr sehr hoch. In der Umgebung von Deponien treten Probleme mit Sickerwasser, Abfallschlamm sowie Methan- und Geruchsemissionen auf, da die Deponien technisch nicht ausgereift sind.

Im Rahmen des ambitionierten Reformprojekts „Vision 2030“ bildet die Abfallwirtschaft nun jedoch die Basis für die anvisierte Kreislaufwirtschaft. Im Land steigt das Bewusstsein, dass bei einem anhaltend hohen Bevölkerungswachstum die ökologischen Absorptionskapazitäten endlich sind.

Um die Industrie von Grund auf aufzubauen, wurde 2017 die Saudi Investment Recycling Company (SIRC) gegründet. Die SIRC gehört zum PIF (Saudi Public Investment Fund) und soll das größte Recycling-Unternehmen im Golf-Kooperationsrate (GCC) werden. Das Ziel der SIRC ist es ein umfassendes Konzept für das Abfallmanagement des Landes zu entwickeln. Bis 2035 soll SIRC 85% der Industrieabfälle und 15% der Sonderabfälle recyceln. Momentan kostet die Abfallverbrennung von beispielsweise Bauabfälle 400 Saudi-Riyal (SAR)/Tonne, während die Kosten für die Ablagerung auf der Deponie bei ca. 10 SAR/Tonne liegen.

Auch wurde 2019 das National Center for Waste Management (NCWM) gegründet. Ziel des NCWM ist es, die Abfallwirtschaft zu regulieren und zu überwachen, Investitionen in die Abfallwirtschaft zu fördern und ihre Qualität auf der Grundlage des Prinzips der Kreislaufwirtschaft in der Abfallwirtschaft zu verbessern.

Marktchancen für deutsche Unternehmen

Die zahlreichen internationalen Industriebetriebe, aber auch (urbane) Gebietskörperschaften, haben sich der jüngeren Vergangenheit wiederholt international orientiert, um die beschriebenen Problematiken eines fehlenden Abfallmanagements anzugehen.

Bis 2030 sieht SIRC allein Investitionsbedarf in Höhe von 6 Milliarden SAR (ca. 1,3 Mrd. EUR). Auch will beispielsweise der Großkonzern Aramco vermehrt Kunststoffe, Abgase und Einmalprodukte recyceln. Ebenso investiert der Konzern SABIC vermehrt in nachhaltige Konzepte und Recycling.

Diese Situation bietet ein großes Potential für deutsche technische Dienstleister sowie Technologieanbieter mit innovativen und nachhaltigen Lösungen.